In meinem Arbeitszimmer gibt es einen abschließbaren Schrank, darin liegt eine Menge Papier mit eingewebter Vergangenheit. Es ist eine Sammlung von Tage- und Skizzenbüchern mit alltäglichen Aufzeichnungen, Beobachtungen, Fundstücken, Entwürfen und Zeichnungen darin.

Wahrscheinlich war ich gerade dabei Umzugskisten zu packen, als ich 2013 feststellte, dass es inzwischen knapp 100 Bände geworden waren. Bis dahin hatte ich mir nie wirklich Gedanken dazu gemacht, weshalb ich regelmäßig aufzeichne. Ich nahm mir vor alles einmal chronologisch zu lesen, um zu sehen, was sich angesammelt hatte.

Im selben Jahr war das Werk „Yearbooks“ des Künstlers Suarez Londonho auf der Biennale in Venedig zu sehen, was mich dazu anregte im folgenden Jahr ebenfalls täglich ein Blatt zu zeichnen. Londonhos Ausgangspunkt für seine Zeichnungen ist die Lektüre verschiedener Schriften wie zum Beispiel von Franz Kafka, Paul Klee, Patti Smith und Eugene Delacroix.
Die Idee der Kombination von Lektüre und Zeichnung erschien mir spannend und so arbeitete ich mich durch meine Aufzeichnungen von Band 1 bis 99 meiner Mappen und Notizbücher. Am letzten Tag des Jahres 2014 hatte ich 365 gezeichnete Blätter beisammen, die inzwischen in fünf kleinen Archivboxen liegen und als Gesamtes mit der Nummer 100 versehen wurden.

Anbei ist ein kleiner Band namens Supplement: als Gedankenstütze habe ich während des Lesens und Durchschauens meiner Aufzeichnungen ein begleitendes Notizbuch geführt, mit Zitaten und Stichpunkten oder Skizzen des Gelesenen, um für das tägliche Zeichnen nicht lange überlegen zu müssen.

Während der Arbeit an diesem Projekt konnte ich mir ein wenig beim Werden zusehen und mir wurde deutlicher welche Anlässe es zum schreiben gab und gibt. Auch welche Art des Schreibens ich wenig ergiebig bis belastend empfinde. Meine Fragen und Beobachtungen sammelte ich in einem weiteren kleinen Notizbuch. Dieser Band trägt die Nummer 101.
Man könnte also sagen, dieser Band und ist die Basis dieses Blogs.