Was bedeutet bewahren für mich in Bezug auf das Tagebuch führen? Es bedeutet zum einen, ein Gespür dafür zu entwickeln, was dir aus deinem Leben von Bedeutung ist. Zum anderen, dass du dich einen Moment damit beschäftigst, um es nieder zu schreiben. So bewahrst du diesen Moment oder den Gedanken für dein späteres Ich. Du verschaffst dir somit Zugang zu einer früheren Version von dir.

Im letzten Beitrag habe ich geschrieben, dass es beim Loslassen gar nicht relevant ist, wie die Sätze gestrickt sind. Wenn du dir nach Jahren, diese Art Aufschriebe durchliest, sind sie meiner Erfahrung nach kryptisch und ungenau, was zu dieser Art des Schreibens für mich auch einfach dazugehört.

Wenn ich jedoch ein bestimmtes Erlebnis oder eine Erfahrung, die mir etwas bedeutet, festhalten möchte, schreibe ich darüber ein paar Sätze mit klaren Details.

Bewahren heißt nun nicht, dass du vom Müsli am Morgen bis zur Bettlektüre alles herunter schreibst was sich ereignet hat. Nur weniges ist wirklich wichtig. Konzentriere dich auf die Aspekte die dich besonders interessieren und beschreibe diese so, dass eine andere Person sie verstehen könnte.

Es geht mir nicht darum, dass du deinen privaten Text einer anderen Person zugänglich machst. Und es geht auch nicht darum, deine Bücher für die Nachwelt zu schreiben. Es geht mir vor allem darum, deinem zukünftigen Ich, diese Erfahrung wieder zugänglich zu machen. Schon wenige Monate oder Jahre später erinnern wir uns häufig nicht mehr an das, was uns eben noch selbstverständlich war.

Die Psychologin Carolyn Shaw, die sich in ihren Forschungen intensiv mit dem Thema Erinnerungen auseinandergesetzt hat, sagte einmal in einem Fernsehinterview: „ich vertraue keiner meiner Erinnerungen.“
Sie empfiehlt, ein Ereignis, an das man sich erinnern möchte, möglichst zeitnah aufzuzeichnen.

Das zeitnahe Aufzeichnen ist dann besonders lebendig, wenn wir Details des Erlebten einarbeiten, die den beschriebenen Moment einzigartig werden lassen.

Ein Beispiel: anstatt zu schreiben, „Sehr intensives Gespräch mit Mutter, viel Neues erfahren.“, werde konkreter. Intensive Gespräche kann es viele geben. Was hat dieses Gespräch ausgemacht? Beschreibe kurz worüber ihr so intensiv gesprochen habt und was du noch nicht von ihr wusstest oder was dich berührt hat.

Die Geschichten die du persönlich erlebst, kennst nur du. Und viel wichtiger, nur du weißt genau, was dir bedeutungsvoll genug erscheint, um sie für dich zu bewahren.

 

Hier findest du eine Liste von A-Z, was sich im Tagebuch bewahren lässt.