Dieser Beitrag behandelt das, was aus einem Tagebuch oder Skizzenbuch werden kann. Es ist sozusagen seine Fortsetzung. Hierbei wurde mit Material aus Skizzen und Tagebüchern gearbeitet, doch es bleibt nicht fragmentarisch und skizzenhaft. Es hat eine bestimmte Form erhalten. Es ist ein in sich geschlossenes Werk, man könnte es auch Album nennen.

Blütenlese – ein experimentelles Buchprojekt

Dieses Buch steht – nicht wie üblich – auf einer Schnittkante, sondern auf seiner Bindung.
Genauer: dem Buchrücken. In einem handgefertigten Schuber kommen die 208 gebundenen Seiten zum Stehen. Die einzelnen Blätter fächern sich auf, wie ein weit geöffneter Blütenkelch.

Im Inneren des gedruckten Bandes finden sich Tusche- und Farbstift-Zeichnungen aus der Pflanzenwelt, sowie daraus entwickelte Pattern Designs.
Dazu mischen sich 16 Texte, die das Vokabular eines Pflanzengroßhändler-Sortimentskatalog zur Grundlage haben.
Dieser Katalog war mir vor Jahren nach einer beeindruckenden Betriebs-Führung der Firma Bruns mitgegeben worden. Sehr zu empfehlen! Auch Manuel Neuer hat dort schon eingekauft.
Leider ist mir der kleine Rhododendron, den ich dort geschenkt bekam, schon nach wenigen Wochen eingegangen.

Weitergewachsen ist dafür das spezielle Garten-Vokabular, das zu sechzehn absurden Charakterstudien wurde.

Ein Ausschnitt:

I.
Malerischer Großstrauch
bronzebraun, rauchhart
vergesellschaftet mit
konkurrenzschwacher Gehölzart
die keine Schäden hinterlässt

III.
Leitstaude
wintergrün
Bestachelung flügelartig
Austrieb herrlich blutrot
vollkommen frosthart
undurchdringliche Barriere

VI.
Straßenbegleitgrün
dicht verzweigt, vierkantig
ungenügende Herbstfärbung
im Alter überhängend
stadtklimafest

XVI.
Gebietseigene Gartenschönheit
bläulichweiß bereift
gewimpert, etwas derb
verträgt Überschwemmungen
Einzelstellung