Wenn dir die Zeit davon fliegt

Woran liegt es, dass viele Menschen das Gefühl haben, die Zeit vergehe rasend schnell?

Folgende Sätze höre ich so häufig, wie der kleine Zeiger die Zwölf streift:
„Wo ist der Tag nur hin?“ – „Schon wieder Montag.“ – „Der Sommer verging wie im Flug.“

Weshalb erscheint mir hingegen mein eigenes Leben ereignisreich und lang?

Eine Studie des Psychologen Ferdinand Kosak von der Universität Regensburg liefert folgende Antwort:

“Aktivierte Erinnerungen haben das Potential, das gefühlt schnelle Zeitvergehen etwas abzumildern. Man muss sich nur seine eigene Vergangenheit ins Gedächtnis rufen.“

Wer also seine autobiografischen Erinnerungen lebendig hält und diese abrufen kann, hat das Gefühl, die vergangene Lebenszeit sei langsamer vergangen. Sie fühlt sich reicher an.

Es gibt nur eine Schwierigkeit dabei:
Erinnerungen haben kein Verfallsdatum. Sie verblassen ohne Vorankündigung.

Wie kann man in der Geschwindigkeit des Alltags etwas festhalten, das einen bleibenden Wert besitzt?

Genaugenommen geht es beim Tagebuch schreiben also um lebensverlängernde Maßnahmen – ganz ohne medizinischen Eingriff.

Entgegen eines verbreiteten Vorurteils, ist das Tagebuch schreiben jedoch kein nostalgisches Schwelgen in vergilbten Seiten. Es ist vielmehr ein einfaches Werkzeug mit vielen Möglichkeiten.

Wer hier schreibt ?
Etwas über mich:

Mein Bruder: „Für Eva sind wir alle nur eine Farbkombination.“
Meine Lehrerin: „Hab ich nicht eben gesagt, du sollst dein Notizbuch wegräumen?“
Mein Fahrlehrer nach der ersten Prüfung: „Einparken klappt hervoragend,
das war aber auch schon alles.“
Mein ehemaliger Vermieter: „Ein Baumhaus in der Wohnung!?“

Seit mehr als 20 Jahren begleiten mich Tage- und Skizzenbücher. Im Jahr 2014 habe ich mich während eines Studienprojektes im Bereich Künstlerische Forschung an der HAW Hamburg erstmals intensiver mit der Thematik des Aufzeichnens befasst. Beruflich bin ich heute Zuhause in den Bereichen Visuelle Kommunikation, Buchkunst/Comic, Werbung & Text. Meine Arbeit wäre ohne Notizbuch nicht denkbar.

Über die Jahre wurde ich immer wieder von Freunden und Kollegen gefragt, wie ich das mit dem Tagebuch so mache. Weil ich im Netz nichts dazu fand, was sich mit meinen Erfahrungen deckte, habe ich begonnen meine Gedanken für andere aufzuschreiben.

Am meisten freue ich mich über die wunderbaren kurzen Gespräche und der Austausch mit anderen Tagebuchschreibern, über ein Thema das man sonst ausschließlich alleine praktiziert.

Vielen Dank für Deinen Besuch!