Faltenwurf Studie
Der Gegenstand mit dem du dich heute beschäftigen wirst, ist einer, den du während der kälteren Jahreszeit häufig bei dir trägst. Nämlich deine Jacke oder ein Schal.
Schauen wir uns nach Vorbildern in der Kunstgeschichte um, so finden wir eine große Anzahl beeindruckender Studien zu Draperie, denn Stoffe sind vor allem in Form von Kleidung, sehr häufig Teil der Bildinhalte.
Wie stark der Einsatz von Textilien für einen emotionalen Ausdruck im Bild eingesetzt werden kann, lässt sich an zwei Arbeiten von Rubens erkennen:
Extrem dynamisch: einer der imposantesten Faltenwürfe der Kunstgeschichte beim Engel rechts im Bild. Was heutzutage mit zwei Streifen auf einem Schwangerschaftsstreifen verkündet wird, bringt Rubens in Mariäs Verkündigung imposant auf die Leinwand. Das Aufwallen des Gewands verkörpert die Aufregung und Spannung in dieser biblischen Geschichte dargestellt wird:
Im Gegenzug dazu vermittelt die Zeichnung oben einen völlig konträren Eindruck, nämlich den von Ruhe und Anmut. Der Körper darunter bestimmt die Haltung und die ruhende Gestik, Ausdruck findet dieser im Faltenwurf der Kleidung.
ÜBUNG:
Benötigtes Material:
– eine Jacke oder ein Schal
– Skizzenbuch
– weicher Bleistift (min. 2B) oder Pastellkreide, Kohle, wer mag Buntstift
– ein oder mehrere Bögen Papier (mind. Din A3)
Aufgabe:
Schritt 1:
Lege deine Jacke so vor dich hin, dass sie einen für dich interessanten Faltenwurf ergibt.
Zu Beginn hilft es, wenn du eher wenige Falten beim Drapieren erzeugst. Also nicht zu sehr „zerknüllen“, sondern eher legen.
Zeichne 4-5 schnelle Skizzen um dich warm zu schauen. Diese ersten Skizzen konzentrieren sich auf die „Architektur“ des Objekts. Wie verhält sich das Objekt als Körper? Wo bäumt es sich auf? Wie fließen die Stofflinien.
Umrisslinien und wenige markante Schatten sind hier ausreichend.
Probiere verschieden Positionen des Objektes zeichnend aus, bis du eine gefunden hast, in die du dich vertiefen möchtest.
Schritt 2:
Zeichne nun auf einem größeren Bogen Papier (mind. Din A3) eine oder mehrere detaillierte Studien zum Objekt.
Wie wirkt die Schwerkraft auf den Stoff? Welche Graustufen sind nötig, um dem Stoff Tiefe zu geben? Welche Stoffteile treten nach vorne, wo finden sich Überlappungen?
Eine mögliche Übung zwischendurch oder für Zuhause kann auch das Studium der hier abgebildeten Zeichnungen sein. Um herauszufinden, wie jemand gearbeitet hat, der viel Erfahrung mit dem Motiv hat, hilft es sehr, die Zeichnung einfach zu kopieren.
Viel Freude beim Studieren!
Anbei ein paar Beispiele aus der online-Sammlung des MET:
(Ein Klick auf das Bild führt zu einer höheren Auflösung)